Stadt Lörrach
Aufgrund seiner Lage im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz spielte Lörrach eine bedeutende Rolle innerhalb der deutschen Demokratiegeschichte und insbesondere in den drei badischen Revolutionen 1848/49.
Die Bevölkerung in der Region stand schon immer in engem kulturellen und wirtschaftlichen Austausch mit den Nachbarländern und war auch über freiheitliche Bestrebungen und Arbeiteraufstände gut informiert. Die Staatsgrenzen boten Vorteile für revolutionäre Bestrebungen: so konnten in der Schweiz Bücher und Flugschriften gedruckt und politische Aktivitäten gestartet werden.
Am 21. September 1848 stand Lörrach im Zentrum der demokratischen Revolution in Deutschland: Zum ersten Mal war ein demokratischer Putsch für kurze Zeit erfolgreich. Der Revolutionär Gustav Struve überschritt mit Mitstreitern die Grenze; Ziel des Revolutionsmarsches war der Marktplatz und das Rathaus in Lörrach. Die Revolutionäre verhafteten die großherzoglichen Beamten, die Bürgerwehr bewachte wichtige Punkte in der Stadt und entmachtete den Gemeinderat. Struve rief von einem Fenster des Lörracher Rathauses die deutsche Republik aus. „Wohlstand, Bildung, Freiheit für alle“ schallte es in der ganzen Stadt.
Der Lörracher Markus Pflüger, 1848 Hauptmann der Lörracher Bürgerwehr, unterstützte Struve auf seinem Revolutionszug Richtung Karlsruhe. Nach drei Tagen wurde das 8.000 Mann starke Revolutionsheer durch großherzogliche Truppen im Gefecht um Staufen niedergeschlagen. Pflüger floh in die Schweiz, kehrte aber nach seiner Begnadigung 1850 zurück und begann zunächst in Lörrach seine Karriere als linksliberaler Politiker. Ab 1871 gehörte er dem Badischen Landtag an und von 1874 bis 1898 war er Abgeordneter des Deutschen Reichstags in Berlin.
Seit 2010 vergibt die Stadt Lörrach den Markus-Pflüger-Preis, einen Bürgerpreis für überragendes Engagement zum Wohl der Stadt. Die PreisträgerInnen sollen das Leitmotiv der Revolutionäre von 1848 „Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle“ in ihrem Wirken vereinen.
Feierlichkeiten zum „Tag der Demokratie“ am 21. September
Seit 2015 veranstaltet die Stadt Lörrach am 21. September gemeinsam mit Akteuren aus Kultur und Zivilgesellschaft den „Tag der Demokratie“, der an die revolutionären Ereignisse von 1848 erinnert. Während der Festlichkeiten, einer Revolutionsrede und einem vielseitigen mehrwöchigen Rahmenprogramm begeben sich die Besucherinnen und Besucher auf die Spuren der Geschichte. Zudem stellt der „Tag der Demokratie“ einen Bezug zur Gegenwart und aktuellen gesellschaftspolitischen Themen her. 2019 widmete sich der „Tag der Demokratie“ anlässlich der Einführung des Frauenwahlrechts 100 Jahre zuvor dem Thema Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit. In Ihrer Revolutionsrede betonte Landtagspräsidentin Mutherem Aras, wie wenige Frauen auch heute in der Politik aktiv seien und forderte Frauen auf, sich politisch zu engagieren.
Geschichte erleben
Außerhalb des Programms um den Tag der Demokratie ist die Lörracher und deutsche Demokratiegeschichte in der zentralen Dauerausstellung des Dreiländermuseums erlebbar. Eine beeindruckende Sammlung zur Revolution von 1848 im badischen Oberland zeigt wichtige Verbindungen nach Frankreich und in die Schweiz auf. Neben Gewehren, Fahnen, Trommeln oder dem Spazierstock des legendären Revolutionärs Friedrich Hecker sind es vor allem die vielen Druckgraphiken, die von der bewegten Zeit erzählen. In der Reihe „Lörracher Hefte“ erschien bereits 1998 der Band „Lörrach 1848/49 – Essays, Biographien, Dokumente, Projekte“.
Auch unter dem Jahr machen Stadtführungen die Lörracher Demokratiegeschichte für Schulklassen oder Besuchergruppen erlebbar. Darüber hinaus laden die drei Radwege „Rad.Routen.Revolution“ zur sportlichen Erkundung von Orten der Demokratiegeschichte in Lörrach und der Region ein. Lörrach ist die südlichste Stadt entlang der „Straße der Demokratie“, welche über den gleichnamigen Reiseführer erkundet werden kann.
Für die Zukunft plant die Stadt Lörrach gemeinsam mit lokalen Historikerinnen und Historikern Rundwege zu verschiedene Themen der Stadtgeschichte, auch zur Demokratiegeschichte, anzulegen. Diese sollen anhand von Stationen in der Innenstadt frei erlebbar sein und mit vertiefenden Online-Materialen ergänzt werden.
Links