Wartburg-Stiftung
Die Wartburg bei Eisenach ist Kulturdenkmal und Erinnerungsort für prägende Ereignisse der deutschen Geschichte. Der Sage nach im Jahr 1067 von Ludwig dem Springer gegründet, wurde die Burg nahe der thüringisch-hessischen Landesgrenze zur Residenz der Thüringer Landgrafen. Als Musenhof, Zentrum mittelhochdeutscher Dichtkunst und Austragungsort des legendären Sängerkriegs ging sie unter der Regentschaft Hermanns I. in die Geschichte ein. Die aus Ungarn stammende Heilige Elisabeth, die als spätere Landgräfin auch auf der Wartburg aufwuchs, wirkte hier nach franziskanischem Vorbild karitativ und wohltätig. Der von Kaiser und Papst verfolgte Martin Luther verbrachte auf der Burg als Junker Jörg in sicherer Abgeschiedenheit 1521/1522 eine schwierige, aber produktive Zeit, aus der die Übersetzung des Neuen Testamentes ins Deutsche hervorging.
Zum Wartburgfest von 1817 zogen knapp 500 Studenten aus ganz Deutschland hierher, um für die Einheit Deutschlands und eine gemeinsame Verfassung mit garantierten Grundrechten zu demonstrieren. Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach ließ die Wartburg im 19. Jahrhundert umfangreich erneuern, damit sie als Denkmal für die deutsche Geschichte und die Christenheit erhalten werden sowie als repräsentative Wohnung für die großherzogliche Familie dienen konnte. Seit 1922 liegen Burg und Kunstschätze in der Hand der Wartburg-Stiftung, die ihren Erhalt, ihre Erforschung und den Zugang für die Öffentlichkeit garantiert.
Das Wartburgfest
Durch das Wartburgfest von 1817, das auf der Burg selbst wenig bleibende Spuren hinterlassen hat, ist die Feste zu einem Ort der Demokratiegeschichte geworden. Viele Studenten hatten als Freiwillige in den Befreiungskriegen gekämpft und waren im Streben nach einem geeinten Deutschland verbunden. Als auf dem Wiener Kongress von 1814/1815 jedoch die alten monarchischen Verhältnisse und die mannigfachen, teilenden Landesgrenzen wiederhergestellt worden waren, wurde diese Hoffnung enttäuscht. Unter vielen Landesherren, die ihrem Volk eine Verfassung versprochen hatten, war Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach der erste, der dieses Versprechen in die Tat umsetzte.
Er stimmte auch der Festveranstaltung zu, die am 17. und 18. Oktober 1817 im Zeichen von dreihundert Jahren Reformation und dem vierten Jahrestag der siegreichen Völkerschlacht bei Leipzig auf der Wartburg und in Eisenach begangen wurde. Euphorisch und von den Eisenacher Bürgern unterstützt, feierten die Studenten mit patriotischen Reden, gemeinsamem Singen freiheitsbetonender Lieder, mit Gottesdienst und studentischer Geselligkeit. Die Bücherverbrennung auf dem Wartenberg, bei der neben Militärattributen und den Polizeigesetzen auch Makulaturpapier verbrannt wurde, das man mit Titeln von Schriften versehen hatte, die die Studenten als vaterlandsverächtlich und gegen Turnwesen, Burschenschaft und akademische Freiheit gerichtet einstuften, wirft dabei einen dunklen Schatten auf das Ereignis.
Wartburg-Besuche
Die Wartburg-Stiftung erinnert an das Wartburgfest von 1817 wie auch an alle anderen Ereignisse der Wartburggeschichte. In persönlich geführten Rundgängen durch den mittelalterlichen Palas, das romanische, repräsentative Hauptgebäude der Burganlage, erfahren die BesucherInnen das Wichtigste über die bewegte Historie der Burg. Selbstständig erkunden sie hiernach das Museum der Wartburg mit seiner reichen Kunstsammlung aus Mittelalter, Renaissance und Historismus, ehe sie in der Lutherstube dem legendären Tintenfleck nachspüren können. Jährlich wechselnde Sonderausstellungen, spezielle Programme für Schulklassen und die stets gut besuchten Familienführungen sind zusätzliche Angebote. Der begehbare Südturm, der Burgenbau-Lehrpfad und der malerische Ausblick auf den Thüringer Wald laden neben vielen weiteren Höhepunkten zum Besuch ein. Mehr als 300.000 Gäste besuchen jährlich die alte ludowingische Feste, die seit 1999 als UNESCO-Weltkulturerbe unter besonderem Schutz steht.