Louise Otto-Peters (1819-1895)
Geb. 26.3.1819, Meißen Gest. 13.3.1895, Leipzig
Pionierin für Frauen- und Arbeiterrechte
Für ihren Einsatz für die Emanzipation der Frau und die Gleichstellung der Arbeiterklasse hat der Philosoph Ernst Bloch sie einmal als „rote Demokratin“ beschrieben. Zu einer Zeit, in der weibliches Engagement in der Politik nicht nur verpönt, sondern auch verboten war, wies Louise Otto-Peters als Schriftstellerin auf politische und soziale Missstände hin. Dabei war nicht nur ihr Protest, den sie unter männlichem Pseudonym veröffentlichte, ungewöhnlich. Auch die politischen Räume und Möglichkeiten, die sie für Frauen erstritt, waren bis dahin nicht einmal als solche thematisiert worden.
Selbst in bürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen, übte Otto-Peters durch verschiedene Veröffentlichungen früh Kritik an den Lebensumständen der Arbeiterklasse. Dabei machte sie auch immer wieder darauf aufmerksam, weibliche Erwerbstätigkeit als Teil der Gleichstellungsfrage zu betrachten. Im Revolutionsjahr 1848 brach sie mit Konventionen, indem sie die sächsische Regierung aufforderte, das Erwerbsrecht der Frau in ihren Überlegungen zu einer gewerblichen Ordnung zu berücksichtigen. Politische Teilhabe hatte sie bereits fünf Jahre zuvor gefordert: „Die Teilnahme der Frauen an den Interessen des Staates ist nicht nur ein Recht, es ist eine Pflicht.“
Im April 1849 gründete Otto-Peters in Meißen die „Frauen-Zeitung“ und forderte darin gleiche Rechte und Freiheiten für alle, Frauen eingeschlossen. Sie griff damit die revolutionären Forderungen der vorherigen Jahre auf und prüfte diese kritisch an aktuellen Themen und Entwicklungen. Damit provozierte sie bei der sächsischen Regierung ein Verbot, dass Frauen keine Zeitschriften herausgeben durften. Otto-Peters verlagerte daraufhin ihre schriftstellerische Tätigkeit auf andere Bereiche, blieb aber weiter aktiv und gründete schließlich 1865 mit dem Allgemeinen Deutschen Frauenverein (ADF) einen zentralen Dachverband für die bürgerliche Frauenbewegung, dessen Vorsitz sie bis zu ihrem Tod 1895 führte.
Dieses Porträt ist ein Auftakt zu dem Projekt „100 Köpfe der Demokratie“, das seit März 2020 von der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus in Stuttgart in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“ gestaltet wird. Wir möchten eine Auswahl an historischen Persönlichkeiten der vergangenen beiden Jahrhunderte präsentieren, die die deutsche Demokratiegeschichte geprägt und gestaltet haben.
An wen denken Sie, wenn es um das Thema Demokratie geht? Wo sehen Sie demokratisches Wirken: in der Politik, im sozialen Engagement, im alltäglichen Zusammenleben? Diese und weitere Biographien sollen einen ersten Eindruck vermitteln von dem geplanten Panorama an 100 Köpfen, von der Vielfalt demokratischen Handelns und Wirkens in unserer Geschichte.