Philipp Jakob Siebenpfeiffer (1789-1845)
Geb. 12.11.1789, Lahr Gest. 14.5.1845, Bümplitz bei Bern
Liberaler Vorkämpfer für ein geeintes Deutschland
Philipp Jakob Siebenpfeiffer gilt durch sein publizistisches Engagement als einer der bekanntesten liberal-demokratischen Streiter des Vormärz. Dabei hatte er sich zunächst aus ärmlichen Verhältnissen in eine einträgliche Position als Verwaltungsbeamter für den bayerischen Staatsdienst hochgearbeitet. Hier entwickelte er aber immer mehr einen Blick für soziale Missstände und damit notwendige Reformen in Politik und Wirtschaft, die er seiner Regierung vorschlug. Als diese Appelle ohne Erfolg blieben, gründete er verschiedene Zeitungen, in denen er diesen Mangel an Reformbereitschaft kritisierte und für eine politische Beteiligung der Bevölkerung und ihre Bürgerrechte eintrat.
Durch seine liberale Publizistik geriet Siebenpfeiffer in Konflikt mit der bayerischen Regierung, die ihn schließlich in den Ruhestand versetzte und mit Zensur belegte. Siebenpfeiffer hielt jedoch an seiner politischen Tätigkeit als Publizist fest. Als er im Frühjahr 1832 mit dem „Preß- und Vaterlandsverein“ ein Forum für kritische Publizisten und Politiker gründete, wurde dieser prompt verboten und Siebenpfeiffer mit fünf Jahren Berufsverbot bestraft. Das hinderte ihn und seinen Mitstreiter Johann Georg August Wirth aber nicht daran, Ende Mai 1832 zu einem Verfassungsfest auf das Hambacher Schloss einzuladen. Während der Feierlichkeiten wurde in verschiedenen Reden neben politischen Reformen auch immer wieder die nationale Einheit gefordert. Siebenpfeiffer selbst sprach von dem „Tag, wo ein gemeinsames deutsches Vaterland sich erhebt, das alle Söhne als Bürger begrüßt, und alle Bürger mit gleicher Liebe, mit gleichem Schutz umfaßt“.
Obwohl das Fest über 20.000 Menschen besucht hatten, kam es zu keinen konkreten Reformen; stattdessen wurde Siebenpfeiffer zusammen mit anderen Beteiligten verhaftet. Ende 1833 konnte er sich weiterer politischer Verfolgung durch eine Flucht in die Schweiz entziehen, wo er sich in Bern als Professor mit der Idee staatsbürgerlicher Erziehung und Bildung beschäftigte.
Dieses Porträt ist Teil des Projektes „100 Köpfe der Demokratie“, das seit März 2020 von der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus in Stuttgart in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“ gestaltet wird. Wir möchten eine Auswahl an historischen Persönlichkeiten der vergangenen beiden Jahrhunderte präsentieren, die die deutsche Demokratiegeschichte geprägt und gestaltet haben.
An wen denken Sie, wenn es um das Thema Demokratie geht? Wo sehen Sie demokratisches Wirken: in der Politik, im sozialen Engagement, im alltäglichen Zusammenleben? Diese und weitere Biographien sollen einen ersten Eindruck vermitteln von dem geplanten Panorama an 100 Köpfen, von der Vielfalt demokratischen Handelns und Wirkens in unserer Geschichte.