Archiv der deutschen Frauenbewegung (AddF) in Kassel

Das Archiv der deutschen Frauenbewegung (AddF) wurde am 8. März 1984 in Kassel eröffnet. Es sammelt, forscht und publiziert zur Geschichte von Frauen und Frauenbewegungen in Deutschland von 1800 bis in die 1960er Jahre. Darüber hinaus setzt es sich dafür ein, dass die wichtige Rolle von Frauen und Frauenorganisationen beim Auf- und Ausbau der Demokratie in Deutschland erinnert, erforscht und bewahrt wird. Das AddF zeichnet sich insbesondere durch die drei sich ergänzenden Arbeitsbereiche Bildung/Kultur, Forschung und Archiv/Bibliothek aus.

Kassel und die (weibliche) Demokratiegeschichte: Elisabeth Selbert (1896‑1986)

Die Demokratiegeschichte Deutschlands nach 1945 ist insbesondere geprägt durch Elisabeth Selbert (1896-1986), SPD-Politikerin und Juristin aus Kassel. Sie ist eine der Mütter des Grundgesetzes und die Initiatorin der Verankerung des Gleichberechtigungsartikels von Frauen und Männern. 1984 – im Gründungsjahr des AddF – wurde sie zur Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt Kassel ernannt. Ihr Nachlass ist im Jahr 2000 von der Familie Selbert als Schenkung an das AddF übergegangen.

Bildung und Kultur

Das AddF versteht sich seit seiner Gründung auch als Vermittlungsort von Bildung und Kultur. Mit Lesungen, Vorträgen, Seminaren, Ausstellungen und Stadtführungen bringt das AddF als unabhängige Kultureinrichtung die Bedeutung der Geschichte der Frauenemanzipation ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Das Themenspektrum ist dabei ebenso breit wie das der Frauenbewegungen: politische Partizipation und rechtliche Gleichstellung, Mädchen- und Frauenbildung, Arbeitsbedingungen und Berufserfahrungen interessieren ebenso wie Alltagserfahrungen von Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus werden Biografien von Frauenrechtlerinnen, Leben und Werk von Schriftstellerinnen, Musikerinnen und anderen interessanten Frauenpersönlichkeiten der Zeit vorgestellt.

Forschung

Als Forschungsinstitut ist das AddF breit aufgestellt und beschäftigt sich sowohl mit wichtigen Protagonistinnen der Frauenbewegung als auch mit Themen, Strukturen und Organisationen. Die regelmäßig durchgeführten Forschungsprojekte des AddF thematisieren dabei die unterschiedlichsten Fragestellungen zur Geschichte der Frauenbewegungen in Deutschland. Seit Juli 2020 wird etwa die erste Generation von Kommunalpolitikerinnen im Volksstaat Hessen zwischen 1919 und 1933 erforscht. Zudem publiziert das AddF seit 1985 die eigene Zeitschrift „Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte“. Diese widmet sich jeweils einem Schwerpunktthema wie zum Beispiel Gleichberechtigung als Prozess. Ideen – Entwicklungen – Folgen (H.75/2019) oder oder Die weibliche(n) Geschichte(n) der Weimarer Republik (H. 73-74/2018).

Archiv & Bibliothek

Als Archiv und Bibliothek sammelt das AddF alle Phasen und Erscheinungsformen der organisierten Frauenbewegung. Neben den Anfängen um 1848 liegt ein Schwerpunkt auf der Hochphase der Frauenbewegung im Kaiserreich (1890 bis 1914) und der Weiterentwicklung in der Weimarer Republik. Seit den 2000er Jahren hat das AddF seinen Sammelzeitraum auf die Geschichte des Wiederaufbaus der Demokratie nach 1945 und die Rolle, die Frauen und vor allem Frauenorganisationen dabei spielten, ausgedehnt. Ein wichtiger Baustein dabei ist der Nachlass der Kasseler Juristin und SPD-Abgeordneten Elisabeth Selbert (1896-1986), die als Mitglied im Parlamentarischen Rat die Gleichberechtigung der Geschlechter im Grundgesetz durchsetzen konnte. Außerdem befinden sich viele weitere Nachlässe von Frauen im AddF – wie etwa von Louise Otto-Peters (1819-1895) oder Gabriele Strecker (1904-1983). Außerdem auch verschiedene Akten von Frauenorganisationen – zum Beispiel des Deutsche Staatsbürgerinnen-Verband (DSB, ehemals Allgemeiner Deutscher Frauenrat, ADF, seit 1865) oder der deutschen Sektion der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF, seit 1963) sowie darüber hinaus ein umfangreiches Bildarchiv und thematische Sammlungen.

Das AddF ist als privatrechtliche Stiftung organisiert. Es wird vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) und von der Stadt Kassel gefördert und durch die Freundinnen des Archivs der deutschen Frauenbewegung, dem im Jahr 1992 eigens gegründeten Förderverein unterstützt.

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