Verden (Aller) – vielfältige Demokratiegeschichte
Die Stadt Verden (Aller) fördert aktiv Bürgerrechte, politische Teilhabe sowie Demokratiegeschichte auf Basis ihrer jahrhundertealten Geschichte.
Persönlichkeiten der Verdener Demokratiegeschichte
In der Stadt Verden (Aller) lebten zahlreiche Persönlichkeiten, die sich in unterschiedlicher Weise für Bürgerrechte und politische Veränderungen eingesetzt haben, die qua Amt die ersten Schritte der parlamentarischen Demokratie begleiteten und sich aktiv in demokratischen Bewegungen engagiert haben. Zu nennen sind unter anderem der Alterspräsident der Frankfurter Nationalversammlung Dr. Friedrich Lang (1778-1859), der sozialdemokratische Arbeiterführer und Gewerkschafter Carl Hatzky (1889-1962), der Widerstandskämpfer General Walther von Seydlitz-Kurzbach (1888-1976) und die Friedensaktivistin Margarete Harms (1908-2013).
International bekannt ist die aus Verden stammende Frauenrechtlerin Anita Augspurg (1857-1943). Geboren und aufgewachsen in der Stadt, wurden hier die Grundlagen für ihre späteren politischen Aktivitäten gelegt. Prägend für ihren erfolgreichen Kampf um das Frauenstimmrecht war dabei insbesondere ihre Schulzeit an der höheren Töchterschule der Schwestern Eleonore und Florentine Hertzig, die Anita Augspurg in ihren Lebenserinnerungen festhielt:
„Diese Mädchenschule in Verden stand in einer erstaunlichen Höhe. Anstelle des üblichen dilettantischen Wissens einer höheren Töchterschule des 19.Jahrhunderts vermittelte sie ihren Schülerinnen die Zusammenhänge der Dinge, lehrte sie sehen, selbst urteilen.“
Städtische Initiativen und zivilgesellschaftliches Engagement
Als „Botschafter der Toleranz“ zeichnete der Bundesinnenminister 2007 die „Verdener Initiativen gegen Rechtsextremismus“ aus. Über 1000 Aktive und 100 Vereine veranstalteten 2005 einen kreativ-fröhlichen Aktionstag unter dem Motto „Verden ist bunt“ gegen einen landesweiten rechtsextremen Aufmarsch. Im selben Jahr rettete eine Spendenkampagne und Bürgerengagement die insolvente Stadthalle als „Halle für Alle“ gegen einen drohenden Verkauf an einen deutschlandweit aktiven Neonazi.
Zusammen mit der Stadt Nienburg (Weser) und den beiden Landkreisen Verden und Nienburg gründete die Stadt Verden (Aller) 2006 das „Weser-Aller-Bündnis: Engagiert für Demokratie und Zivilcourage“. Als Partnerschaft für Demokratie und als Verein nutzt das vielfältige Netzwerk WABE e.V. zahlreiche Fördermittel zur Förderung des zivilgesellschaftlichen Engagements gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und für Demokratiebildung.
Des Weiteren ist die Stadt bis heute Sitz der aus einem selbstverwalteten Ökozentrum entstandenen Bewegungsstiftung sowie der Bürgerbewegung Campact e.V., die als neue Formen demokratischen Engagements aus Verden heraus bundesweit aktiv sind.
Zivilgesellschaftliches Engagement für ein freiheitlich-demokratisches Zusammenleben erfährt in Verden eine starke Wertschätzung und Förderung. In Rückbindung an die Demokratiegeschichte hat sich etwa der Verein „Dokumentationszentrum Verden im 20.Jahrhundert“ gegründet, der ehrenamtlich Lokalgeschichte als Beitrag zur Demokratiebildung aufarbeitet und anschaulich vermittelt.
Demokratiebildung im Syndikatshof
Die Bedeutung der Stadt als Ort der Demokratiegeschichte und deren lebensnahe Vermittlung hat Verden als wichtige Aufgabe zur Demokratiebildung erkannt. Im Jahr 2026 soll in einem städtischen Gebäude – dem historischen Syndikatshof – ein partizipativer Lernort eröffnet werden, der anhand von Persönlichkeiten und Ereignissen aus der Demokratiegeschichte mit interaktiven Formaten und Beteiligungsprozessen insbesondere die Bedeutung von Menschenrechten und Demokratie vermitteln wird. Als Kooperationspartner für das Inhaltskonzept konnte unter anderem das Institut für Didaktik der Demokratie der Leibniz Universität Hannover gewonnen werden. Die bauliche Umsetzung des Demokratieortes wird aus dem Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ gefördert.